Namibia Tag 6: Geisterstadt Kolmanskuppe, Tirasberge und Helmeringhausen

Während des Wachwerdens das Meeresrauschen zu hören und dann etwas später bei einem guten und sehr reichhaltigen Frühstücksbuffet im Nesthotel in Lüderitz den tollen Blick auf die Bucht zu genießen, war sicherlich nicht der schlechteste Start in einen Tag! 😉

Eingang zur alten Minenstadt Kolmanskuppe
Bei der Anfahrt von Lüderitz blies der Wind den Wüstensand quer über die Straße – was durchaus bei hohen Geschwindkeiten gefährlich werden konnte, wenn sich dadurch Verwerfungen bildeten!
Unser Mietwagen reihte sich perfekt in die Riege ein.
Die alte und gut restaurierte Turnhalle. Von hier starteten auch die empfehlenswerten Führungen durch die Geisterstadt.
Auf der ehemaligen Bühne wurden nun die typischen Tiere Namibias inszeniert.

Für den heutigen Vormittag stand ein Besuch der nahe Lüderitz gelegenen Geisterstadt Kolmanskuppe an, die wir gestern auf dem Weg hierher passiert hatten. 
Den nötigen Permit hatten wir bereits über unsere Reiseagentur in Deutschland bestellt und so konnten wir direkt die Schranke am Eingang passieren. Es ist jedoch auch möglich, den Permit bei einer der Anbieter vor Ort in Lüderitz zu kaufen.

Natürlich gab´s auch ne Kegelbahn! 🙂
Die Bahnen waren noch Top in Schuss und im Grunde bespielbar.
Seit fast 100 Jahren hing dieses Schild hier bereits.

Bei Kolmanskuppe handelte es sich um eine mitten in der Wüste erbaute Siedlung der deutschen Diamantenindustrie, die zu ihren Hochzeiten wie eine Art Las Vegas angemutet haben musste. So gab es hier alle damals nur erdenklichen Annehmlichkeiten wie ein Kasino, eine Bäckerei, einen Metzger, eine Kegelbahn und sogar eine Eisfabrik, die jedem Haus einmal am Tag kostenlos einen Block Eis für den Kühlschrank anlieferte!
Als jedoch die Ressourcen an Diamanten ausgebeutet waren, verlor Kolmanskuppe schnell an Bedeutung und es zogen immer mehr der Einwohner weg, bis es schließlich zu einer Geisterstadt wurde.

Die alte kleine Eisenbahn mit der Waren und das Eis aus der Eisfabrik an die Häuser ausgeliefert wurde.
Restauriertes Esszimmer im Stil der damaligen Zeit
Die Eisfabrik – jedem Haus wurde einmal am Tag kostenlos ein Eisblock für den Kühlschrank angeliefert.
Im Inneren der Eisfabrik
Ein Behälter für einen Eisblock
Alter Sicherungskasten

Die dort einzigartige Atmosphäre der im Sand begrabenen und teils verfallenen Häuser in typisch deutscher Architektur sind heutzutage jedoch definitiv eine Reise wert, vor allem dann wenn man sich bereits in Lüderitz befindet.
Für eine bleibende Erinnerung an Kolmanskuppe sorgte auch der starke Wind vor Ort, der den feinen Wüstensand auf dem ganzen Körper verteilte und vor allem auf dem eingecremten Gesicht besonders gut haften blieb! 🙂
Solltet ihr wie wir eine Kamera mitnehmen, achtet auch darauf, eine Tasche oder Hülle mitzunehmen, um sie vor dem Sand, der leicht in alle Ritzen dringen kann, zu schützen.

Das wohl bekannteste Motiv von Kolmanskuppe
Das prunkvolle Haus des Stadtkommandanten
Blick aus dem Wintergarten des Hauses in Richtung Stadtzentrum von Kolmanskuppe
Die auf der namensgebende Kuppe über der Stadt errichteten Zisternen
Hier floss jedoch schon lange kein Wasser mehr.
Das Krankenhaus
Inzwischen ein sehr stiller Ort!
Wie in fast jedem Gebäude eroberte der Sand immer weiter sein Revier zurück.

Gegen Mittag brachen wir auf und begaben uns auf die Rückfahrt bis nach Aus und legten einen erneuten Zwischenstopp bei den Wildpferden ein. 
Und es lohnte sich, denn diesmal konnten wir dort neben den Pferden und Antilopen sogar eine große Herde Strauße entdecken. 

Erneuter Stopp an der Wildpferde-Tränke bei Aus.
Hier herrschte wohl etwas Unmut zwischen den wartenden Sträußen.

Kurz hinter Aus bogen wir von der toll ausgebauten Asphaltstraße nach links ab auf die Schotterpiste, die uns durch die Tirasberge hindurch und die nächsten 110 Kilometer bis nach Helmeringhausen führte. 
Der winzige und aus kaum mehr als einer Handvoll Häuser samt kleinem Supermarkt bestehende Ort mutetet fast schon wie eine Oase inmitten der bis zum Horizont reichenden Prärie an.
Wir checkten wie so oft auf deutsch im Hotel Helmeringhausen ein, dessen schöne Anlage im Stil einer Farm gehalten war und neben gepflegten Zimmern auch einen Campingplatz bot. 

Schotterpiste nach Helmeringhausen durch die Tirasberge. Glücklicherweise nicht unser kaputter Reifen!
Bei Helmeringhausen änderte sich die Landschaft noch einmal komplett.
Ankunft am Hotel Helmeringhausen
Es handelte sich um eine schöne Anlage im Stil einer Farm.
Unser geräumiges und sauberes Zimmer

Vor dem Abendessen spazierten wir noch etwas über das Gelände und genossen den Sonnenuntergang vom Aussichtspunkt auf einem nahe gelegenen Hügel, der eine fantastische Rundsicht bot. Auf dem Rückweg wurden wir von dem zahmen, zur Farm gehörigen Springbock abgefangen, vor dessen Verrücktheit uns schon das Personal gewarnt hatte. Wir durften dann auch am eigenen Leibe erfahren warum, als er uns mit seinen Hörnern an den Schienbeinen derart störrisch „liebkoste“, dass man fast schon von einer Attacke sprechen konnte und es auch wehtat, da dieses kleine Mistvieh erstaunlich viel Kraft hatte!

Blick vom Hügel in der Nähe der Farm auf die Savanne in schöner Abendstimmung.
Angriff oder Kuschelversuch des Springbocks der Farm. 🙂

Als wir später im Restaurant beim Abendessen saßen und ein leckeres Kudusteak verspeisten, dachten wir dann aber doch eher belustigt an dieses schräge Erlebnis zurück und unterhielten uns noch nett mit der deutschen Bedienung, die hier gerade ein Praktikum absolvierte.
Christian

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