Réunion und Mauritius Tag 12+13: Wanderung durch den Cirque de Mafate

Auf den heutigen Morgen hatten wir uns diesmal sogar bereits schon gestern Abend vorbereitet und unsere Wanderrucksäcke nicht nur mit Proviant, sondern auch allem Nötigen für eine Bergwanderung samt Übernachtung gepackt.
Denn uns erwartete eine Zweitages-Tour durch den Cirque de Mafate.
Nächtigen würden wir in einer Wanderherberge – einer so genannten Gite –  im Ort Marla, der nur zu Fuß oder per Helikopter zu erreichen war. Falls ihr nach dem Lesen auch diese beeindruckende Wanderung einplanen und gehen möchtet, findet ihr sie übrigens ebenfalls im Rother Wanderführer als Tour 40 beschrieben.

Der Hubschrauber war neben den eigenen Füßen das einzige Transportmittel um in die Dörfer Marla oder La Nouvelle zu gelangen
Der Hubschrauber samt Transportgütern auf dem Weg nach Marla im Hintergrund
Auch wir machten uns vom Col de Boeuf aus nun auf den Weg.

Startpunkt der Wanderung war der Pass Col de Boeuf auf 1.960 Meter.
Dass die Tour sehr beliebt unter den Besuchern von Réunion war zeigten die zahlreichen auf dem offiziellen und kostenpflichtigen Parkplatz abgestellten Mietwagen. Aufgrund der hohen Gebühren von 12 Euro pro Nacht entschieden wir uns jedoch für einen etwas unterhalb gelegenen und dafür unbewachten Parkplatz. Entsprechend achteten wir darauf, nichts von Wert im Auto zurückzulassen.
Gegen 10 Uhr starteten wir unsere Wanderung vom offiziellen Parkplatz aus und folgten zunächst für circa 20 Minuten der breiten Passstraße, bis wir den Col de Boeuf erreichten.

Dort erwartete uns direkt etwas Action in Form eines Transporthubschraubers von Mafate Helicopteres, der Marla und die anderen Dörfer versorgte und auf der winzigen Fläche des Passes gekonnt landete. Bei den dafür nötigen Flugkünsten kann man auf Mafate Helicopteres denke ich auch gut für Rundflüge vertrauen, zumal sie im Vergleich zu den anderen Anbietern wie Corail günstiger waren.
Vom Pass selbst eröffnete sich uns ein beeindruckendes Panorama auf den Talkessel mit seinen massiven steilen Bergwänden und wir konnten in der Ferne auch bereits das Dorf Marla entdecken, zu dem der Hubschrauber im Viertelstundentakt Fracht flog.

Der Weg war überwiegend gut ausgebaut und sehr idyllisch.
Wir tauchten fast in eine andere Welt ein!
Das hier oben wie auch heute nasse Wetter hinterließ seine Spuren auf dem Pfad.
Auf dieser schönen Freifläche legten wir eine erste kurze Pause ein.

Ab hier begann erst der eigentliche und aufgrund des wechselhaften und teils regnerischen Wetters überwiegend matschige und steinige Weg. Die vielerorts verlegten Holzbohlen verhinderten zwar, dass man im Schlamm versank, waren aufgrund der Nässe jedoch ziemlich rutschig. Daher waren wir einmal mehr um unsere Wanderstöcke froh.


Abseits von diesen kleinen Herausforderungen war der Weg jedoch sehr schön und führte meist durch dichten Wald.
Eine erste kurze Rast legten wir auf einer lichten Wiese auf ungefähr dem ersten Drittel des Weges ein. Diese wirkte mit ihren hohen und in der Sonne golden strahlenden Gräsern fast wie eine Savanne in Afrika.

So beeindruckte uns einmal mehr Réunion mit seiner landschaftlichen Diversität!
Denn auch danach wechselte die Vegetation erneut und führte uns durch einen märchenhaften Tamarindenwald mit entspannt neben dem Weg liegenden Kühen und kleinen Hügeln.

Ein regelrechter Märchenwald erwartete uns auf der Plaine des Tamarins.
Die mit Flechten bedeckten krummen Bäume wirkten fast wie Lebewesen.
Der Ort war so schön, dass man eigentlich gar nicht weitergehen wollte.
Neugierige und bei so einer Landschaft sicherlich auch sehr glückliche Kühe.

An einer späteren Abzweigung entschieden wir uns für die etwas längere aber lohnenswerte Passage über die den Rivière des Galets überspannende Hängebrücke.

Da wir uns wie immer viel Zeit für Fotos genommen und öfters kleine Pausen eingelegt hatten, erreichten wir das auf 1.629 Metern gelegene Marla schließlich nach circa fünf Stunden.
Auf unser wartete dort die bunt gestrichene Gite Yolande Horeaux mit vier kleinen Zimmern pro Häuschen und sauberen Sanitäranlagen in einem separaten Gebäude. Bei unserem Zimmer 6 fehlte zu unserer Überraschung allerdings die Fensterscheibe. Diesen Hinweis nahmen unsere Gastgeber jedoch relativ gleichgültig hin, da wir ja noch einen Fensterladen hätten, den wir schließen konnten und außerdem würde es nicht kalt werden. 
Letzteres entsprach jedoch nicht ganz der Wahrheit wie wir später in der Nacht feststellen würden. Gefroren hatten wir jedoch dank der warmen Bettwäsche tatsächlich nicht. Ich mit meinen 2 Metern Körperlänge musste mich allerdings bei den nur 1,90 Metern langen Betten auf die Embryohaltung beschränken. 🙂
Für Warmwasser und Licht sorgten übrigens Solarzellen und es gab darüber hinaus keinen Strom beziehungsweise Steckdosen im Zimmer. Daher ladet wie wir am besten alle elektronischen Geräte vor der Wanderung voll auf und nehmt genug Ersatzakkus für die Kameras mit.
Überraschenderweise war der Handyempfang wie fast überall auf Réunion auch hier oben mitten im Nirgendwo astrein und das Datennetz auch sehr schnell!

Schöner Wasserfall und Hängebrücke über den Rivière des Galets
Die kleine Kirche von Marla
Die Snackbar im Dorfzentrum
Angekommen an unserer Unterkunft, der Gite de Marla

Das Abendessen wurde an einem großen Tisch serviert, der überwiegend mit französischen Touristen besetzt war mit denen wir während des Essen ein paar nette Gespräche führten.

Es wirkte alles sehr entspannt und fast familiär. 
Als Aperitif gab es einen selbstgemachten Rumpunsch, der einen zumindest etwas aufwärmte, denn inzwischen war es ganz gut klamm geworden. Das Hauptgericht bestand aus Salat, Reis, Linsen und Ziegenfleisch. Als Nachtisch wartete ein selbstgebackener Kuchen auf uns.
Geschmacklich war alles zwar keine Sterneküche aber gute Hausmannskost und man wurde vor allem auch satt.
Im gleichen Speiseraum nahmen wir auch am nächsten Morgen um sieben Uhr unser Frühstück bestehend aus Kaffee, Orangensaft, Baguette, Butter und Marmelade zu uns. Das war typisch kontinental aber auch erneut ausreichend.
Für das Abendessen mussten wir übrigens 22 Euro und für das Frühstück 8 Euro pro Person berappen. Das hätten wir unter normalen Umständen als stark überteuert empfunden, aber man musste bedenken, dass hier alles per Hubschrauber eingeflogen wurde.

Tolle Morgenstimmung in Marla
Blick auf die massive Steilwand von Le Maido
Die Vegetation zu Beginn des Weges war wieder ganz anders als gestern.
Im Flussbett des Rivière des Galets
An den namensgebenden kugelrunden drei Steinen von Trois Roches legten wir eine Pause ein.
Das Wasser ergoss sich hier vom Fluss hinab in die Klamm von Trois Roches

Bei strahlend blauen Himmel mit Blick auf die umgebenden Berge, die gestern noch von dichten Wolken ab Mittags verdeckt waren, brachen wir gegen acht Uhr zum zweiten Teil unserer Wanderung auf.

Bereits nach wenigen Wanderminuten wurde es etwas abenteuerlich in Form eines recht rutschigen Abstiegs durch ein Geröllfeld kurz hinter Marla und etwas später wartete auch noch eine Bachüberquerung auf uns.
Danach führte der Weg durch ein imposantes Tal mit Blick auf den hochaufragenden Bergkamm von Le Maido.
Einen kurzen Abstecher für eine erste Pause und ein kaltes Fußbad legten wir am Flussufer von Trois Roches mit den namensgebenden drei großen runden Steinen ein.
Mit der Entspannung war es danach leider vorbei, denn es erwartete uns ein längerer und fast kontinuierlicher Aufstieg zum Dorf La Nouvelle, das größer und auch etwas touristischer als Marla war.

Wir überquerten die steppenähnliche Hochebene der Plaine aux Sables.
Riesige Agaven am Wegesrand
Angekommen in La Nouvelle. In dem dortigen Bistro machten wir Mittag.
Neben gutem Essen konnte man auch diverse flüssige Köstlichkeiten probieren.
Blick auf La Nouvelle
Lohnenswerter Abstecher zum Aussichtspunkt im Nordosten des Dorfes

Dort ließen wir uns im Le Bistrot des Songes an einem der Tische im Freien nieder und gönnten uns eine kalte Erfrischung sowie einen Mittagssnack. Auch hier war aufgrund der abgelegenen Lage wie bereits in Marla alles deutlich teurer als normal. So kosteten uns zwei Sandwiches mit zwei Cola insgesamt 16 Euro, waren dafür aber lecker, groß und mit Käse überbacken.

Genau das Richtige für uns zwei Wanderer!
Danach ging es mit leider gut gefülltem Bauch erst einmal kontinuierlich bergauf, bis wir die Plaine des Tamarindes erreicht hatten und von dort aus weiter bis zum Pass Col de Boeuf.
Um 17 Uhr erreichten wir schließlich den großen Parkplatz und gestrigen Ausgangspunkt unserer zweitägigen Wanderung durch den Cirque de Mafate.

Die Bänke vor dieser hübsch bemalten Hütte boten ein willkommene Verschnaufspause während des Aufstiegs.
Zurück in der wunderschönen Plaine des Tamarins.
Wir wurden erneut neugierig beobachtet. 🙂

Rückblickend war es trotz teils etwas anstrengenden Passagen eine tolle Wanderung durch eine sehr unterschiedliche und wunderschöne Landschaft und diese sollte meiner Meinung nach in keinem Réunion-Urlaub fehlen. Auch wegen der tollen friedlichen Stimmung, wenn man morgens mitten in den Bergen aufwacht.

Christian

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