Südfrankreich Tag 11+12: Gorges du Verdon und Castellane

Nach unserer ersten, aufgrund der dünnen Holzwände des so genannten Mobilheims und der relativ dünnen Decken, etwas kühlen Nacht, freuten wir uns über die wärmenden Strahlen der bereits am Himmel stehenden Sonne. Daher beschlossen wir, uns unser Frühstück auf der eigenen kleinen Terrasse schmecken zu lassen. Die Ruhe der Natur um uns herum wurde lediglich einmal, dafür ziemlich drastisch, durch einen, im Tiefflug über uns donnernden Tiger-Helikopter des französischen Militärs unterbrochen. Ich war davon begeistert. 🙂

Unser Mobilheim samt Terrasse und Liegestühlen

Unser erster Stopp der für heute geplanten Autotour rund um den Verdon-Canyon führte uns in das pittoreske Dorf Castellane. Dieses liegt malerisch eingebettet zwischen einem rauschenden Fluss und dem Steilhang eines Berges, auf dessen Kamm sich eine kleine Kapelle befindet. Zudem ist das Dorf auch der ideale Ausgangspunkt für Aktivitäten rund um den Verdon-Canyon – sei es Wandern, Mountainbiking, Klettern oder, wie in unserem Fall, einfach nur Sightseeing. 

Das malerisch gelegene Dorf Castellane

Altertümliche Gasse in Castellane
Rathaus von Castellane. Im Hintergrund thront die kleine Kapelle auf dem Berg.

Unsere weitere Rundfahrt führte uns dann im Uhrzeigersinn immer mehr oder weniger direkt entlang der Schlucht. Zahlreiche, direkt an der Straße gelegene Aussichtspunkte, wie etwa der Balcon de la Mescla luden einen dabei zum Verweilen ein und boten spektakuläre Panoramen hinab in den teils extrem steilen und engen Canyon. 

Gleich zu Beginn der Rundfahrt wurden wir von dieser „Gang“ zu einem Stopp gezwungen.

Da war jemand ziemlich neugierig! 🙂
Phantastischer Ausblick auf den Canyon vom Aussichtspunkt Balcon de Mescla.
Immer wieder ließen einem die Dimensionen die Münder offen stehen.

Der Tunnel du Fayet
Im Tunnel ging es recht beengt zu, man hatte jedoch auch eine schöne Aussicht von einem kleinen Balkon aus.

Etwa auf halber Strecke erreichten wir den türkisblauen Stausee Lac de Saintes Croix, auf dem sich zahlreiche Tagestouristen in Tret- und Ruderboote tummelten und von hier auch zumindest ein Stück den Verdon-Canyon hinauffahren konnten. Wir machten jedoch nur einen kurzen Fotostopp, da wir noch einen Abstecher in das Dorf Moustiers Saintes Maries machen wollten. 

Blick auf den Verdon-Fluss, der hinter dem Bergkamm in den Lac de Saintes Croix mündet.

Der türkisblaue Stausee Lac de Saintes Croix

Vom See aus konnte man per Tretboot etwas in den Canyon hineinfahren.

Dies war dann auch die richtige Entscheidung, denn das an einem Wasserfall gelegene und von dessen Bach geteilte Dorf war wunderschön! Die gut Instand gehaltenen mittelalterlichen Häuser waren, wie so oft in Südfrankreich, von üppigen Blumenarrangements umrankt und durchzogen von kleinen urigen Gassen. Die absolute Besonderheit von Moustiers war jedoch der bereits erwähnte rauschende Bach, der sich in mehreren Kaskaden zwischen den Häusern den Hang hinabstürzte und den man über zwei schöne alte Brücken überqueren konnte, die beide Teile des Dorfes verbanden. Da es inzwischen bereits Nachmittag war, mussten wir uns wieder auf den Rückweg machen. 

Das Dorf Moustiers Saintes Maries drückt sich regelrecht in den steilen Berghang.
Ein Bergbach mit mehreren Wasserfällen teilt das Dorf in zwei Teile.
Diese kleine Schlucht mit ihren Wasserfällen verleiht dem Dorf seinen ganz eigenen Charakter.

Über zwei Brücken gelangt man in die jeweiligen Teile des Dorfes.

Blick auf das Dorf mit dem Lac Saintes Croix im Hintergrund.

Die enge, aber meist gut ausgebaute Straße wand sich dabei in zahlreichen Serpentinen entlang des Canyonrands in Richtung Castellane und bot erneut tolle Aussichten. Leider befanden sich auf dieser Seite des Canyons nicht mehr so viele Möglichkeiten zum Halten wie auf dem Hinweg. Absolut sehenswert und gut zu erreichen war jedoch der Point Sublime, dessen vom Parkplatz circa fünf Gehminuten entfernter Aussichtspunkt einen spektakulären Blick auf die engste und hunderte Meter tiefe Stelle der Schlucht bot! 

An  diesem Aussichtspunkt wurde die beeindruckende Tiefe des Canyons besonders deutlich.
Der Point Sublime
Blick vom Aussichtspunkt Point Sublime auf den Gorges du Verdon.

Am nächsten Tag wollten wir dem Canyon einen persönlicheren und intensiveren Besuch abstatten und ihm per pedes näher kommen. Wir starteten unsere im weiteren Verlauf noch ziemlich abenteuerliche Wanderung zum Passe de Imput am Grand Canyon Hotel, auf dessen relativ weitläufigem Parkplatz man auch sein Auto abstellen konnte. Unser Weg startete hinter dem Hotel zunächst mit einem Abstieg von circa 300m hinab in den Gorges de Verdon und während wir noch ziemlich leichtfüßig vorankamen, „freute“ ich mich schon auf den Rückweg, denn dann galt es, diesen Pfad natürlich auch wieder emporzuklimmen! 

Fußgängerbrücke unterhalb des Grand Canyon Hotels, die wir jedoch nicht überqueren mussten.

Toller Blick in das „Herz“ des Canyons.

Der weitere Weg führte uns dann oft über sehr schmale, teils keine 30 Zentimeter breiten, mitten in den Fels gehauenen Pfade immer entlang des rauschenden Flusses. Hin und wieder galt es auch kleinere Leitern zu erklimmen oder sich zusätzlich an Stahlseilen festzuhalten, sollte man einmal einen Fehltritt machen und nicht ein unfreiwilliges Bad im teilweise 20 Meter unter einem fließenden Fluss nehmen wollen. Dennoch, oder auch gerade Dank des gewissen Abenteuerfaktors und des damit verbundenen Nervenkitzels hatten wir einen Heidenspaß an der Wanderung und genossen auch das schöne Panorama und die unmittelbare Nähe zur Natur. 

Starke Höhenangst sollte man bei diesem Weg besser nicht haben!
Der schmale Pfad war oft direkt in die Fels hinein gehauen und schlängelte sich mit dem Fluss durch den engen Canyon.

Der Passe de Imput. Hier verschwindet der Fluss für ein paar Meter im Fels.
An unserem Ziel angekommen, machten wir hier eine kleine Brotzeit, bevor es auf demselben Weg zurückging.

Mit ziemlich müden Beinen und etwas wehmütig, verließen wir am späten Nachmittag die bergige Gegend rund um den Verdon Canyon und machten uns auf den Weg zurück an die Küste nach Cap d’Antibes. An einer Tankstelle retteten wir lustigerweise noch den Tag einer polnischen Reisegruppe, deren Tankrechnung ich übernahm, da deren Kreditkarte an der Zapfsäule nicht funktionierte. Eigentlich unnötig zu erwähnen, erhielt ich den Gegenwert, netterweise samt kleinem Trinkgeld, vom Busfahrer in bar. In Cap d’Antibes angekommen, bezogen wir unser geräumiges Zimmer im ruhig und schön angelegten, kleineren Hotel La Garoupe & La Gardiole.
Christian

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