Der heutige Urlaubstag wird mir wohl für immer als der sicherlich heftigste auf Kuba im Gedächtnis bleiben. So startete er bereits mit dezenter Übelkeit und Magenbeschwerden – eventuell hatte ich das gestrige Abendessen nicht gut vertragen oder mir gar einen Virus eingefangen!?
Leider konnte ich mich auch nicht wieder einfach ins Bett legen und auskurieren, sondern musste mich hinter das Lenkrad klemmen, denn auf uns wartete eine recht lange Fahrt bis nach Camaguey.
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Zunächst führte uns der Weg wieder durch die Berge der Sierra Maestra in Richtung Bayamo |
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Die Straße war zwar asphaltiert, aber teils abenteuerlich steil. |
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Bauer mit einem altmodischem Holzpflug auf dem Weg zu seinem Acker |
Zunächst einmal brauchten wir jedoch Sprit und wir machten uns in der Stadt Bayamo auf die Suche nach einer Tanke mit Superbenzin. Dies dauerte etwas, da nur die größeren Stationen dieses anbieten und sich die anderen weigerten, Normalbenzin an uns zu verkaufen. Dem Motor hätte einmal Normalbenzin anstelle von Super sicherlich nicht den Garaus gemacht, aber eventuell war es den Tankstellen auch von oben verboten, an Touristen den günstigeren Sprit zu verkaufen.
Unser nächster Zwischenstopp führte uns nach Las Tunas, um dort vor allem unsere Mineralwasservorräte aufzustocken. Dort allerdings zollte die Hitze, kombiniert mit meinem Unwohlsein, sowie dem Tragen von fast 30 Litern Wasser durch die Mittagssonne vom Supermarkt zurück zum Auto ihren Tribut und gaben meinem Magen den Rest: Ich stellte die Wasserflaschen ab und erbrach mich direkt an einem Baum mitten auf der Hauptstraße der Innenstadt.
Interessanterweise schien das aber kaum jemanden zu ekeln oder auch nur besonders zu interessieren. Eventuell war dies ja ein nicht ganz ungewöhnliches Bild nach so manchem Rum-schwangeren Saufgelage! 🙂
Eine ältere Frau wies meine Frau, die in der Zwischenzeit das Wasser zum Auto gebracht hatte, unterwegs noch sehr amüsiert darauf hin, was ich gerade machte. Sie dachte wohl, ich hätte einfach etwas zu viel Havanna Club konsumiert!
Nach meiner kleinen Aktion ging es mir zum Glück dann bereits wieder etwas besser und so konnten wir unsere Reise fortsetzen. Nicht bevor wir jedoch den Leuten in der Straße, in der wir unser Auto abgestellt hatten, einen CUC für das „Putzen“ unseres Auto mit alten Zeitungen gaben.
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Statt LKWs wurden überwiegend noch Pferdegespanne eingesetzt. |
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Diese waren oft bis zum absoluten Maximum beladen. |
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Kubanischer Mercedes 😉 |
In Camaguey angekommen, fanden wir trotz des berüchtigten Gewirrs aus Einbahnstraßen dank der Navi-App unsere in der Nähe der Altstadt gelegene, Casa Mirtha y Candido relativ zügig.
Doch der heutige Tag sollte mir, beziehungsweise in diesem Fall uns beiden, ein weiteres Mal übel mitspielen: Wir hatten kaum gegenüber der Casa angehalten, stand auch schon ein Typ am Auto und erklärte uns auf recht gutem Englisch, er sei unser Gastgeber Candido. Leider sei die Dusche in unserem Zimmer kaputt, aber glücklicherweise hätte er noch eine Freundin, die ebenfalls eine Casa besäße und uns für das gleiche Geld dort einquartieren würde.
Irgendwie kam uns das ganze schon etwas seltsam vor, aber auf der anderen Seite wirkte er auch nett und die Geschichte halbwegs plausibel.
Also ließen wir uns von ihm zu der anderen Casa lotsen. Dort angekommen, wollte er uns direkt noch eine Droschkenfahrt aufschwatzen, was dazu führte, dass uns langsam doch verstärkt Zweifel an seiner Ehrlichkeit kamen und wir überlegten, ob wir einem der berüchtigten Schlepper von Camaguey auf den Leim gegangen waren.
Dies sollte sich dann auch bewahrheiten, als wir kurze Zeit später beim Auspacken unserer Koffer in der neuen Casa eine SMS unserer Agentur Cubacommodation erhielten, da wir bereits von unserer echten Gastgeberin Mirtha vermisst wurden.
Also schrieben wir, was passiert war und wo wir uns befanden und keine Viertelstunde später stand Mirtha vor der Pforte des Hause. Nach einem kurzen und etwas hitzigen Wortgefecht mit der anderen Casa-Besitzerin bekamen wir unser Geld zurück und fuhren mit Mirtha in ihre Casa.
Was für ein Tag!!
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Schöner Innenhof der Casa Mirtha y Candido |
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Über die Straße, in der sich unsere Casa befand, erreichte man die Altstadt gut zu Fuß in einer knappen Viertelstunde. |
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Hola Amigos! 🙂 |
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Je näher wir der Altstadt kamen, desto besser waren die Häuser in Schuss. |
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Kaum ein Haus hatte die gleiche Farbe! |
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Trotz oder eventuell auch aufgrund des erkennbaren Verfalls, eines der vielen imposanten Gebäude in Camaguey. |
Aber nun endlich war alles in Ordnung und wir schnauften erstmal durch und entspannten uns mit einem kalten Bier im Innenhof des sehr schönen alten Hauses im Kolonialstil. Dabei plauderten wir noch etwas mit Mirtha und Candido und lachten gemeinsam über das Erlebte.
Am späten Nachmittag zogen wir noch einmal zu Fuß los und schlenderten durch die pittoresken Gassen der Altstadt mit ihrem Mix aus alten Häusern und entspannter Atmosphäre.
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Die Oldtimer passten irgendwie bedeutend besser in das Straßenbild als die modernen Autos. |
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In der Altstadt von Camaguey |
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Plaza del Carmen |
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Die Banco Popular de Ahorro de Camaguey |
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Plaza de los Trabajadores |
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Che war auch in Camaguey omnipräsent |
Am Abend kehrten wir im zentral neben der Kirche Iglesia de al Soledad gelegenen Restaurant Bodegon Cayetano ein. Das Essen war geschmacklich gut, leider bekam ich aufgrund meiner Magenprobleme immer noch kaum etwas herunter.
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„Little Hollywood“ auf einem Teil der Calle Ignacio Agramonte mit diversen Kinos und Themenrestaurants |
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Die lebensfrohen Kubaner kamen immer zahlreich zu öffentlichen Tanzveranstaltungen wie dieser. |
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Streetart in einer kleinen Seitenstraße der Calle Republica |
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Hier auf der Terrasse des Restaurants Bodegon Cayetano speisten wir recht lecker am Abend. |
Als ich später am Abend in unserer Casa auf dem leider etwas zu dicken Kissen einzuschlafen versuchte, machte ich ehrlich gesagt im Geiste drei Kreuze, dass dieser Tag, wenn auch Camaguey am Ende wirklich sehenswert war, nun sein Ende hatte! 🙂
Christian