Wanderlust in der Luxemburger Schweiz

Wer im westlichen Deutschland beispielsweise in Düsseldorf, Köln, Frankfurt oder Mannheim lebt, der hat es mit ca. zwei Stunden nicht weit bis nach Luxemburg und kann sich glücklich schätzen!
Denn kurz hinter der Grenzstadt Echternach verbirgt sich ein wahres landschaftliches Kleinod: Die Luxemburger Schweiz.
Ob ambitionierter Wanderer oder nur Spaziergänger hier findet je nach Gusto jeder zahlreiche und unterschiedlich herausfordernde sowie sehr gut in Stand gehaltene Wanderwege, die vorbei an pittoresken kleinen Dörfer, über grüne hügelige Wiesen, oder – und das ist sicherlich ein Highlight der dortigen Landschaft – durch die zahlreichen spektakulären aus Sandstein geformten Schluchten führen. 
Wir hatten ein sonniges langes Mai-Wochenende genutzt und verbrachten drei tolle Tage in der „Kleinen Schweiz“ und kombinierten dank der kurzen Entfernungen meist eine Rundwanderung pro Tag mit zusätzlichen kurzen Foto-Abstechern zu weiteren Sehenswürdigkeiten wie etwa der Roitzbachschluff bei Berdorf.

Das Hotel du Chateau in La Rochette

Übernachtet haben wir im malerischen La Rochette im empfehlenswerten Hotel du Chateau. In dem zwar schon etwas in die Jahre gekommenen, aber sauberen Hotel ist man mit 80 € pro Nacht für ein Doppelzimmer inkl. reichhaltigem Frühstück gut aufgehoben und auch das Restaurant bietet ansprechende Qualität. Das beste jedoch ist die zentrale Lage von La Rochette, denn von dem Dorf aus erreicht man die zahlreichen Wanderparkplätze wie etwa den Schiessentümpel im Müllerthal im Katzensprung per Auto.
Eine gute Quelle für Wandertouren inkl. Download der Beschreibungen ist die Website Mullerthal-trail.lu. Wir hatten uns außerdem im Rathaus von La Rochette noch eine Wanderkarte für ca. 4 Euro geholt, die sich uns aufgrund des kleineren Maßstabes als gute Ergänzung zu den Wegbeschreibung erwies.

Manche Holländer kamen mit etwas älteren Autos! 🙂
Der Schiessentümpel

Das Müllerthal war das Ziel unserer Wanderung am ersten Tag und so parkten wir unser Auto keine zehn Minuten nach Check-in im Hotel von La Rochette auf dem Wanderparkplatz Schiessentümpel.

„Stein-Stapel“ und…
„Steinfrösche“ waren nur zwei der mannigfaltigen Steinformationen.
Die Ramelay
Blick auf die Schelmelay vom Wanderweg gegenüber

Die ca. 12 Kilometer lange und mittelschwere Rundwanderung führt vom romantischen Schiessentümpel aus im Uhrzeigersinn zunächst durch das Müllerthal und dann an den beeindruckenden Felsen Ramelay und Schelmelay vorbei und hat als Ziel die Consdorfer Mühle, bevor es dann entlang erneut imposanter Felsformationen wie der Goldkaul, der Goldfralay und der Eulenburg zurück zum Schiessentümpel geht. 

Die Consdorfer Mühle
Ein regelrechter Wasserfall aus Pflanzen!
Wessen Phantasie spielt bei solchen „Drachen“-Felsen nicht verrückt!?!
Goldkaul
Die Goldfralay mit ihren begehbaren Felsspalten und der Treppe auf das „Dach“ der Felsen.
Blick hinauf aus der Eulenburg

Die Felsen in Kombination mit etwas Phantasie erzeugten dabei eine fast mystische Stimmung, da man in den Felsen die verschiedensten Figuren erkennen konnte und sich so manche Schauergeschichte in Gedanken ausmalte. 
Nach der Wanderung zurück in La Rochette aßen wir beim Chinesen „Hua Ting“ zu Abend. Die Preise sind im Vergleich zu den anderen Restaurants im Ort günstiger und das Essen war in Ordnung. Allerdings war aufgrund der relativ lange Wartezeit unser Abendprogramm damit gefüllt, die chaotisch-hektische, aber irgendwie liebenswerte Bedienung sorgte jedoch für entsprechende Kurzweil. 🙂

Am nächsten Morgen fuhren wir nach einem reichhaltigen Frühstück im Hotel mit sehr leckeren frischen Croissants mit dem Auto ca. 20 Minuten bis nach Echternach und stellten unser Auto am Parkplatz Gare (Bahnhof) ab. 

Blick auf Echternach
Die Wolfsschlucht
Nur Felsen oder gar Ruinen einer uralten Zivilisation? 😉
Das Labyrinth
Ein versteinertes Krokodil? 🙂
Der Perekop durch dessen enge Felsspalte eine Treppe führt.

Von dort starteten wir unsere Rundwanderung für diesen Tag und folgten dem Wanderweg E1, der in unmittelbarer Nähe des Parkplatzes beginnt. Diese Wanderung ist wie auch die gestrige unserer Meinung nach für normale Freizeitwanderer gut zu schaffen und allenfalls mittelschwer, auch wenn sie ebenfalls in der Beschreibung als schwer angegeben ist.
Zunächst ging es auf einem kleinen Kopfsteinpflasterweg hinauf durch ein Wäldchen und an Wiesen vorbei bis zu einem Aussichtspunkt mit schöner Sicht auf Echternach. Ab hier führte der Weg dann durch den Wald bis hin zur beeindruckenden Wolfsschlucht. Wer mag, kann auch noch die Treppen zu den beiden kurz hinter der Schlucht folgenden Aussichtspunkten erklimmen; allerdings ist die Schlucht an sich beeindruckender als die Aussicht von dort oben. Dem Weg durch den Wald weiter folgend, passierten wir das so genannte Labyrinth und den Perekop bis wir schließlich an unserem Ziel, der Hohlley, angelangten. Hier wurden seit dem Mittelalter zahlreiche Mühlsteine aus dem Fels geschnitten, wodurch eine Höhle mit bizarr geformten Wänden und Decken entstanden ist. 
Da uns ein in der Höhle brennendes Lagerfeuer ziemlich einräucherte, machten wir dann lieber Brotzeit im nahe gelegenen Amphitheater

Auf dem Weg vom Perekop zur Hohllay
Die durch das Herauschneiden von Mühlsteinen bizarr geformte Hohllay.
Das Amphitheater

Gesättigt und weiter der E1 folgend machten wir uns auf den Rückweg über die Geierslay, kürzten hier ab in dem wir die Schleife, die der Weg eigentlich macht, wegließen und wanderten dann immer noch auf der E1 entlang des von einem kleinen Kanal gesäumten Weges bis zurück nach Echternach. 

Die Geierslay
Blick vom Aussichtpavillon der Geierslay auf Echternach
Am Ende des von einem kleinen Wasserkanal gesäumten Weges wieder zurück in Echternach.

Nach der Wanderung fuhren wir ins nahe gelegene Berdorf und parkten in der Nähe des Campingplatzes bzw. des Fußballfeldes. An der Imbissbude des Campingplatzes startet direkt der Wanderweg und keine fünf Minuten später ist man schon an der Roitzbachschluff angekommen, deren Szenerie aus hohen Sandsteinfelsen mit zahlreichen begehbaren engen Spalten unserer Meinung nach eines der absoluten Highlights unseres Urlaubs war. Danach machten wir noch einen Abstecher in die „Hölle“ und konnten zwei Fledermäuse beobachten, die offenbar in dieser dunklen und ohne Taschenlampe nicht begehbaren Höhle hausten. 

Die engen begehbaren Spalten der Roitzbachschluff waren kaum schulterbreit.
Auch wenn es so aussieht, verirren konnte man sich kaum.
Blick auf das Tal der Roitzbachschluff von „außen“
Der Eingang zur „Hölle“

Unsere kurze Wanderung führte uns danach über die Räuberhöhle, den Adlerhorst und die Teufelsinsel bis zurück zur Imbissbude, wo wir uns mit einem Eis belohnten. Abends folgte auf das Eis noch ein leckeres Cordon Blue und Diekirch-Bier auf der Terrasse unseres Hotel-Restaurants, bevor wir müde aber rundum zufrieden über diesen, an Eindrücken reichen Tag in die Kissen fielen. 

In der Räuberhöhle
Blick auf die Teufelsinsel

Am letzten Tag unserers Kurztrips erklommen wir erst noch das Schloß von La Rochette bevor wir ins Dörfchen Beaufort fuhren und auf einem der drei Wanderparkplätze direkt am Schloss Beaufort parkten. Von hier startete unser Rundwanderweg B1 (ca. 10 km, leichte Schwierigkeit), den wir dann im Uhrzeigersinn erwanderten. 

Das Schloss von La Rochette
Unterhalb der Schlossmauer
Schloss Beaufort

Zunächst ging es durch das Dorf und entlang des nahe gelegenen Campingplatzes, bevor der Weg hinter einem Feld hinabführte und von nun an unterhalb von mit Moos bewachsenen Felswänden entlang mäanderte. Die Szenerie wechselte dann etwas im ca. zweiten Drittel der Wanderung, in dem der Weg nun meist oberhalb des Tals der Sauer entlangführte und an diversen Aussichtspunkten zum Verweilen einlud. 

Der Campingplatz von Beaufort erfüllt auch ausgefallene Wünsche 🙂
Das erste Drittel des Weges führte auch entlang dieser „lauschigen“ Felsen.
Blick auf das Tal der Sauer

Die Wegeplaner hatten sicherlich einen Hang zur Dramaturgie, denn die letzten 3 Kilometer der Wanderung sollten der landschaftliche Höhepunkt werden! 
So führte uns der schmale Weg entlang des Haupeschbach erneut durch eine Schlucht, deren dichte Vegetation aus Farnen, Blumen und Moosen, die meist die zahlreichen Felsen bedeckten, einen wie im Dschungel fühlen ließen. Umrahmt wurde man dabei linker- und rechter Hand von den steil aufragenden Felsen der Schlucht, während in der Mitte das klare Wasser des Baches entlang plätscherte oder sich in kleinen Stromschnellen vorbei an großen Felsblöcken presste.

Das letzte Drittel des Weges führte entlang des Haupeschbaches.
Man kam sich vor wie im Dschungel in Südamerika und nicht mitten in Europa!
Auf zahlreichen kleinen Holzbrücken überquerte der Weg immer wieder den Bach.
Das Wasser musste sich oft regelrecht zwischen den Felsen hindurchzwängen.
Erneuter Blick auf Schloss Beaufort am Ende der Rundwanderung.

Nach diesem tollen Schlusspunkt unserer Wanderung machten wir uns wieder auf gen Heimat und hatten bereits den Entschluss gefasst wiederzukommen, denn was sind schon zwei Stunden Autofahrt von Düsseldorf bis in die Schweiz! 😉
Christian

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Unknown

    Christian, wieder mal ein super Bericht und tolle Fotos! Das macht Lust dort selbst mal hinzufahren!

  2. Conny

    Sehr beeindruckende Bilder und wieder ein schöner Bericht. Danke für deine Mühe dies zu teilen. Das Ziel meines nächsten Wochenendtripps steht damit fest :-))

  3. Conny

    Also vor einigen Wochen habe ich nun danke dieses Berichtes auch das schöne La Rochette besucht und einen Teil der von Christian beschriebenen Wege mit leichten Änderungen erwandert. Die Eindrücke kann ich absolut so bestätigen. Lohnt sich auf jeden Fall für einen sehr schönen Kurztripp an einem verlängerten Wochenende. Die von Christian empfohlenen Seiten helfen einem ein für jeden Zeitraum passendes großes bzw. kurzes Tourenpaket zusammenzustellen. Ebenfalls empfiehlt es sich (sofern noch Zeit bleibt) einen Abstecher nach Luxemburg-Stadt zu machen wenn man schon in der Nähe ist (sind nur ca. 45 Minuten Autofahrt von La Rochette entfernt ).
    Viele Grüße
    Conny

  4. Christian Möbus

    Vielen Dank für das Lob und den Tip, Conny! Freut mich, dass es dir dort auch so gut gefallen hat.