Kuba: Eine Rundreise in die Vergangenheit

Als wir letztes Jahr Ende April nach Kuba zu unserer dreiwöchigen Rundreise von Düsseldorf aufbrachen, hatten wir schon ein ziemlich konkretes Bild im Kopf, was uns dort erwarten würde: karibische Lebenslust, Kultur und vor allem viel Musik, Oldtimer, die das Straßenbild prägen, Städte im Kolonialstil und wunderschöne Natur.
Das alles sollte uns auch tatsächlich auf der Reise begegnen und doch war Kuba in vielerlei Hinsicht auch ganz anders als erwartet.  Denn im Vergleich zu anderen mittel- und südamerikanischen Ländern wie Costa Rica oder Chile, die teils schon sehr modern und europäisch wirken, fühlte man sich auf Kuba oft um mindestens 60 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt. 

Straßenszene in Trinidad

So prägten Oldtimer zwar oft das Straßenbild, doch insbesondere auf dem ärmeren Land bewegten sich die meisten zu Fuß oder mit dem Fahrrad bzw. den so typischen Bicis, den Fahrradtaxis, fort. Für die Überwindung größerer Distanzen warteten die Einheimischen teils mehrere Stunden auf einen zu einem Bus umfunktionierten LKW, der eher wie ein Viehtransporter wirkte (manchmal standen Pferde und Menschen auch gemeinsam auf der Ladefläche), oder sie nahmen eine der zahlreichen Pferdekutschen. 

Top in Schuss gehaltener Plymouth in Havanna
Chevrolet
Menschentransporter bzw. Bus auf dem Land
Die Pferdekutsche war oft das am meisten verbreitetste Gefährt

Nicht nur die Infrastruktur war oft in einem schlechten Zustand, auch mangelte es teilweise selbst in größeren Städten an den grundlegendsten Dingen des täglichen Bedarfs, denn es gab so gut wie keine Supermärkte und in den kleineren Geschäften war die Auswahl meist sehr eingeschränkt. So konnte man dort lediglich ein paar Grundnahrungsmittel wie Reis und Bohnen oder Konserven erstehen. 
Selbst Wasser war manchmal nicht erhältlich, wie wir leidvoll auf unserer Fahrt in den Süden nach Baracoa am zweiten Urlaubstag erfahren mussten, so dass wir unseren Durst mit Apfelmus zu löschen versuchten, da es auch keinerlei Softdrinks gab. Lediglich Bier und Rum schien überall ausreichend vorhanden zu sein! 🙂
Zudem gab es auf Kuba eine regelrechte Zwei-Klassen-Gesellschaft, für die sinnbildlich die parallele Touristenwährung, der so genannte Peso Convertible oder auch kurz CUC, stand. So bekam man Importartikel lediglich in den Devisenläden, in denen nur der CUC akzeptiert wurde und die Waren selbst für Kubaner, sollten sie überhaupt über CUC verfügen, exorbitant teuer waren. 
Ein Sixpack 1,5 Liter Flaschen Wasser kostete mancherorts umgerechnet fast sieben Euro! Kein Wunder also, dass jeder Kubaner versuchte, irgendwie an CUC zu kommen!
Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man evtl. mal genervt ist von den unzähligen Ansprachen der Taxifahrer und Händler in den großen Städten wie Havanna oder Camaguey. 

Supermarkt mit deutscher Importware. Sogar Grünkohl gabs in Massen! 🙂
Bauernhaus

Vieles wurde in Kuba daher entweder selbst angebaut oder in Ausgabestellen und Märkten gekauft oder auch eingetauscht. Auf dem Land halten sich zudem viele Familien Schweine und Hühner, die dann auch gern auf der Straße herumlaufen und zum Slalomfahren einladen. Die Menschen waren vor allem auf dem Land meist sehr nett und hilfsbereit, wenn man sich etwa mal wieder aufgrund der schlecht bzw. oft gar nicht ausgeschilderten Straßen verfahren hatte, da einen auch das Navi im Stich gelassen hatte. 
Da offiziell die Einfuhr eine GPS-Gerätes, sprich Navis, verboten war, nutzten wir die frei erhältliche Smartphone Offline-Navigations App MapFactor Navigator, die uns die meiste Zeit über zuverlässig ans Ziel führte und die ich definitiv empfehlen kann. Besonders, wenn man wie wir zu schlechtes Spanisch sprach, um sich an jeder zweiten Straßenecke durchfragen zu können. 
Im Vergleich zu Deutschland besitzen die meisten Kubaner, vor allem in den ländlichen Gegenden, in denen es kaum Tourismus gibt, nur sehr wenig und oft ist schon ein Fahrrad und Strom der einzige Luxus. Oft fehlt es auch Dingen, die für uns alltäglich sind, wie etwa ein einfacher Kugelschreiber. 
Entsprechend freuten sich sogar die meist eher wohlhabenderen Besitzer der Casas, in denen wir nächtigten, über diese kleinen Mitbringsel. Ich war sehr froh, drei komplette 50er-Packungen Einwegkulis mitgenommen zu haben, denn diese waren bis Ende des Urlaubs restlos verschenkt! 

Hola Amigos!
Temperaturen um die 30 Grad waren keine Seltenheit

Dadurch, dass wir einmal rund um Kuba gereist sind, konnten wir auch regionale Unterschiede feststellen. So schien der Südosten, der so genannte Oriente, am ärmsten zu sein, während es in größeren Städten oder Touristenorten wie Trinidad und Havanna den Menschen besser ging. Je mehr man sich nach Nord-Westen und in Richtung Havanna bewegte, nahm die Dichte der Autos zu und auch die Straßen waren in deutlich besserem Zustand. 
In den „Touristen-Hotspots“, insbesondere in Havanna, war der negative Aspekt dann leider, dass man als Tourist quasi als lebende „CUC-Fontäne“ angesehen und entsprechend ständig angequatscht wurde – sei es für eine Taxifahrt, vor einem Restaurant oder von einem Tourenanbieter oder gar jemandem, der gleich alles auf einmal anbot! 😉 
So wurde versucht, aus regelrecht allem Geld zu machen, selbst für das Posieren für ein Foto oder auch immer wieder gern für das ungefragte „Aufpassen“ auf den Mietwagen. Auch wenn das auf der einen Seite verständlich war, nervte es auf der anderen Seite aber ehrlich gesagt dann nach dem gefühlt hundertsten Mal doch ziemlich. Auch deswegen, weil man schnell durchschaute, dass viele freundliche „Hallos“ oder kurzen Gespräche zumeist mit Hintergedanken erfolgten. 

Das mondäne und beeindruckende Havanna

Ist man über weitere Strecken mit dem Auto unterwegs, sollte man bedenken, dass nicht alle Tankstellen Super-Benzin anbieten und dort bekommt man für seinen Mietwagen als Tourist, selbst wenn man es versucht, auch kein Normalbenzin verkauft. 
Übernachtet haben wir auf Kuba überwiegend in privaten Pensionen, den so genannten Casas, die im Vergleich zu den staatlichen Hotels meist eine erheblich liebevollere Atmosphäre boten und auch vom Service her bedeutend besser waren. Gebucht hatten wir fast alle Casas bequem über die Website Cubaccomodation, die uns die Unterkünfte auch erheblich schneller bestätigten, als wenn man die Casas selbst anschrieb. Zudem hatte die Buchung über die Agentur den Vorteil, dass sie einem weiterhalfen und dank guter Englischkenntnisse vermitteln können, sollte man wie wir mal einem Schlepper in die Hände fallen und in einer anderen Casa landen als gebucht. In diesem Fall wurden wir per SMS kontaktiert und nachdem wir unsere Situation geschildert hatten, klopfte keine 20 Minuten später die Besitzerin unserer richtigen Casa an die Tür und dadurch klärte sich sehr schnell die Situation. Die Hotels unserer Reise hatten wir bei dem in England ansässigen Anbieter Cubaism gebucht, den ich ebenso empfehlen kann, da alles reibungslos von Statten ging.
Ich hoffe, dass meine Schilderungen bisher nicht zu negativ geklungen haben, denn neben diesen Besonderheiten, die ein sozialistischer Staat mit all seinen Schwierigkeiten so mit sich bringt, war Kuba ein absolut atemberaubendes Erlebnis. So werdet ihr sicher nur dort diesen ganz speziellen Mix aus Karbik, 50er Jahre Flair, Kultur und Musik und traumhafter Natur erleben. Auch die Menschen sind überwiegend sehr freundlich und offenherzig und das, obwohl sie meist – gerade im Vergleich zu uns in Europa – sehr wenig besitzen. 

Schorcheln an der Playa Pesquero

Traumstrand in der Nähe von Baracoa
Aktivurlaub im Resort
Kuba bot zahlreiche tolle Naturparks
Das berühmte Tal von Vinales war eines der Highlights unserer Reise.

Die Kosten für die drei Wochen Rundreise im Mietwagen beliefen sich für zwei Personen auf circa 6.000 Euro, wobei neben dem Flug mit Condor für knapp 2.000 €, vor allem der extrem teure Mietwagen bei dem lokalen Anbieter Rex mit umgerechnet 1.700 € für einen Seat Ibiza bzw. in unserem Falle einem MG 5 zu Buche schlug. 
Ich muss dazu sagen, dass man bei anderen Anbietern einen Mietwagen für die gleiche Zeit auch deutlich günstiger bekommen kann. So hätten wir bei dem größten und bekanntesten Anbieter Cubacar circa 400 € weniger bezahlt, allerdings wollten wir dann doch lieber nicht auf die bekanntermaßen eher schlechte Sicherheit der überwiegend aus chinesischer Produktion stammenden Flotte (bspw. Geely, Emgrand) vertrauen. 
Weiter sparen kann man zudem, wenn man sich für die kleinste Fahrzeugklasse entscheidet, was bei mir als Zwei-Meter-Menschen aber leider nicht ging. 🙂

Unser MG 5 von Rex war top in Schuss und wir hatten keine einzige Panne.

Für den Sprit brauchten wir insgesamt 300-400 €, während die restlichen circa 2.000 € für die Casas, Hotels und das Essen draufgingen. Für ein Abendessen für zwei Personen zahlten wir je nach Location und Essen Preise von 20 bis 50 CUC. 
Natürlich kann man auch erheblich billiger unterkommen, reisen und essen, wenn man bespielsweise ein Faible fürs Backpacking hat und versucht, in staatlichen Restaurants oder Straßenimbissen zu essen. So zahlte ich in der Nähe einer Fabrik an einem Büdchen gerade einmal umgerechnet 20 Cent für einen Sandwich!
Wie auch immer ihr reisen, logieren und speisen werdet, ich bin mir absolut sicher, dass euch Kuba genauso faszinieren und begeistern wird wie uns, denn (noch) ist es ein Land, das so auf der Welt einzigartig ist!
Christian

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