Als ich diesen Freitag Nachmittag überlegte, was man aus der eher ungemütlichen Wettervorhersage für Düsseldorf mit bewölktem Himmel und überfrierender Nässe für das Wochenende so machen könnte, dachte ich zunächst daran, ob wir nicht mal wieder an die Nordsee für einen spontanen Kurztrip flüchten sollten. Dies hatten wir ja schon bereits mehrmals auch im Winter gemacht, so etwa nach Greetsiel an die Nordsee, doch dort sollte das Wetter kaum besser werden.
Da der Winter uns in Düsseldorf bislang keine einzige Schneeflocke geschenkt hatte und ich irgendwie Lust auf eine zünftige Rodelabfahrt hatte, versuchte ich mein Glück mit der Suche nach Unterkünften rund um das von Düsseldorf circa 150 Kilometer entfernte Winterberg im Hochsauerland im Naturpark Rothaargebirge. Ich rechnete eigentlich nicht damit, eine bezahlbare Unterkunft zu finden, denn die Gegend dort ist nicht nur in Deutschland ein beliebtes Skigebiet, sondern vor allem bei unseren niederländischen Nachbarn.
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Winterimpressionen im Rothaargebirge |
Doch ich hatte Glück und fand im zwischen Schmallenberg und Winterberg gelegenen kleinen Dorf Westfeld im Landgasthof Schneider ein Doppelzimmer samt Frühstück für 110 Euro.
Also schnell gebucht, Klamotten samt Handschuhe, Mütze und Skihose eingepackt und unsere beiden, seit mindestens zwei Jahren nicht benutzten Klapp-Holzschlitten aus ihrem Dornröschenschlaf im Keller geweckt.
Am Samstag morgen gegen halb elf befanden wir uns dann auf der Autobahn. Zunächst über die A3 bis nach Köln und dann weiter über die A4 in Richtung Olpe. Die letzten 50 Kilometer ging es dann überwiegend über Landstraßen und die Landschaft wurde immer weißer und winterlicher.
In Westfeld angekommen, fühlten wir uns dann wie in einer anderen Welt: Hausdächer, Gehwege, Bäume und Wiesen waren alle mit weißem Zuckerguss überzogen und neben der Straße stapelten sich kleine Schneeberge. Irgendwie kaum zu glauben – vor allem, da es uns keine zwei Stunden Fahrt gekostet hatte!
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Hier gabs bestimmt ein zünftiges Faust-Frühstück mit Kompott vom Ohrfeigenbaum! 🙂 |
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Angekommen beim Landgasthof Schneider in Westfeld |
Nach dem Einchecken bei der sehr netten Chefin des Hauses stellen wir unsere Klamotten im geräumigen und gemütlichen Zimmer 21 in der oberen Etage ab, schmissen uns direkt in unsere Skiklamotten und fuhren wieder los. Unser Ziel war das ungefähr zehn Kilometer entfernte Skigebiet Postwiese und die dortige Naturrodelbahn, die nicht nur einen Rodellift bot, sondern sogar in der Dunkelheit dank Flutlicht befahren werden konnte.
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Wie im Winterwunderland: Die Straße hinauf zum Skigebiet. |
Dort angekommen war ordentlich was los, wir fanden jedoch ohne großes Suchen einen Parkplatz. Am Kassenhäuschen kauften wir uns eine Punktekarte für 12,50 €, die für insgesamt 8 Fahrten mit dem Rodellift reichten und die wir uns zu zweit teilten.
Auch für Skifahrer schien hier Einiges geboten: So gab es mehrere Abfahrten und Skilifte samt Sessellift und natürlich auch für Après-Ski-Fans diverse Hütten, aus denen die typische Musik wummerte. Die Pisten selbst schienen in tadellosem Zustand, wofür auch die zahlreichen Beschneiungsanlagen sorgten, die pünktlich nach Betriebsende gegen 16:30 Uhr ihre Arbeit aufnahmen.
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Das Skigebiet Postwiese bei Neuastenberg |
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Hier boten sich vor allem dem Skifahrer zahlreiche Pisten und Lifte. |
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Startpunkt der Naturrodelbahn |
Wir zogen unsere Handschuhe und Mützen ein letztes Mal fest, denn die minus vier Grad machten sich schon ordentlich bemerkbar. Dann setzen wir uns auf unsere Holzrenner und ab ging die Sause!
Auf der sich in mehreren Kurven hinab windenden Rodelbahn nahmen wir ordentlich Fahrt auf und hatten einen Heidenspaß! Ganz Wagemutige nahmen einen Alternativweg hinter der ersten Kurve und bretterten dadurch das letzte Stück bis zum Lift teils halsbrecherisch den Berg hinab. Nicht selten beendeten Schlitten und Rodler die Fahrt nicht gemeinsam! 🙂
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Hier zu sehen: Die steilere Alternativ-Rodelbahn |
Die nächste Herausforderung bestand für uns dann darin, nicht aus dem Rodellift zu fallen, denn die Sitzfläche der an Seilen hängenden Metallschlitten war recht klein und die Steigung hatte es ins sich. Man mußte sich entsprechend gut festhalten – vor allem, wenn der Lift mal wieder recht ruppig nach Stillstand anzog. Während unserer vier Fahrten durften wir mehrmals Rodler beobachten, die es aus der Spur haute und die dann den Hang zurück in Richtung Lifthäuschen schlitterten. Alles in allem ist aber niemandem irgend etwas passiert und die vor allem bei der Abfahrt permanent grinsenden Gesichter und das Gelächter der Rodler zeugten von dem Spaß, den hier jeder hatte!
Wir rodelten auch mehrmals auf einem kurzen Teilstück einer geschlossenen Skipiste unten neben dem Lifthäuschen. Dort bekam man auch ordentlich Geschwindigkeit drauf, aber die Rodelpiste war dank Länge und der Kurven doch spannender.
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Den Rodellift meisterten dank Spurrillen und starker Steigung nicht alle sofort! |
Oben am Hang gönnten wir uns zwischendrin eine Pause mit Glühwein und heißer Schokolade und sahen dem Treiben auf unseren Schlitten sitzend zu.
Unsere letzte Abfahrt machten wir gegen viertel nach vier und schickten uns an, uns in die Schlange am Lift zu stellen, da es bereits dunkel wurde und um 16:30 Uhr die letzte Fahrt stattfand … und hochlaufen wollte ich mit meinem Kakaobauch auf keinen Fall! 🙂
Oben angekommen gab ich die Liftkarte zurück und lies mir anstelle der drei Euro Pfand vom geschäftstüchtigen Kassenwärter einen Marillenschnapps für zwei Euro andrehen – zugegeben etwas überrumpelt, da er mich fragte, ob ich Marille mag und als ich dies bejahte, mir einfach direkt den Schnaps sowie einen Euro in die Hand drückte und kumpelhaft fragte, ob das so ok sei. „Naja, warum eigentlich nicht!“, dachte ich mir, wir waren ja quasi im Urlaub!
Bevor wir zurück zum Hotel fahren konnten, hieß es dann erstmal „Eiskratzen“, denn unsere Autofenster waren von der kalten und feuchten Luft dick zugefroren.
Entsprechend freuten wir uns später über die Wärme in unserem Zimmer und das gute und reichhaltige Abendessen im Hotelrestaurant, das zudem auch preislich fair war.
Am nächsten Morgen wurden wir erneut kulinarisch verwöhnt, denn das Frühstück bot alles, was man sich als herzhafter oder süßer Frühstücker so wünschte und vieles davon, wie die leckere Holundermarmelade oder der Fleischsalat, waren hausgemacht.
Nach dem Auschecken wollten wir noch einmal Rodeln, bevor wir nach Düsseldorf aufbrachen und fuhren zum Skigebiet Altastenberg, das auch lediglich eine Viertelstunde Autofahrt entfernt gelegen war und ebenfalls einen Rodellift bot.
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Nein, das ist kein Schwarz-Weiß-Bild! 🙂 …Ausblick vom Parkplatz am Skigebiet Altastenberg |
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Mein Schlitten und ich: Nichts konnte uns trennen…naja außer die spätere Schussfahrt samt Bodenwelle! |
Auch hier gab es zahlreiche Skipisten und Lifte und wir erstanden wieder die bekannte Punktekarte, die hier 13 Euro kostete, dafür aber für neun Fahrten reichte.
Die Rodelpiste war jedoch eher was für Schussfahrer, denn es ging einfach nur gerade, dafür aber ordentlich steil den Berg hinab.
Aber geil war es dennoch!
So wurde ich nach der ersten Abfahrt immer mutiger und ließ es dann mal ordentlich „kesseln“. Die erhöhte Geschwindigkeit in Verbindung mit einer fiesen Bodenwelle auf dem letzten Stück erwischten mich jedoch und ich machte einen Abflug vom Feinsten und schlitterte mehrere Meter den Hang hinab, während ich mit Hintern und meiner rechten Gesichthälfte bremste! 🙂
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Neben der normalen Skipiste befand sich linkerhand die nicht minder steile Rodelbahn. |
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Auch hier wurde man vom Lift bequem in wenigen Minuten erneut hinaufbefördert. |
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Ratet mal, wer die Person auf der Piste ist, die hier gerade einen Abflug macht! 😉 |
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Auch am Rande der beschneiten Pisten gab es Schnee zuhauf. |
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In der mit einem Kamin beheizten Hütte war es kuschelig warm. |
Aber alles gut, der Schnee war weich und ich hatte mir auch nirgends etwas gestoßen.
An der Hasenhütte wärmten wir uns etwas später mit Glühwein und heißer Zitrone, bevor wir die letzte Liftfahrt nach oben machten und unsere Schlitten ins Auto packten.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Stopp im pittoresken Dorf Oberkirchen, dessen alte Fachwerkhäuser einen ganz besonderen Charme hatten.
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Der Bach im Dorf Oberkirchen war an vielen Stellen zugefroren. |
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Die alten Fachwerkhäuser verliehen dem kleinen Dorf einen besonderen Charme. |
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Kirche St. Alexander in Schmallenberg |
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Im historischen Stadtkern gab es zahlreiche alte und gut erhaltene Gebäude. |
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Das Santa Claus SWAT Team bei der Arbeit. 🙂 |
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Zum Mond wollten wir heute aber nicht mehr fahren. |
Später erkunden wir auch noch den historischen Stadtkern der ehemaligen Hansestadt Schmallenberg, die ebenfalls wie Oberkirchen mit zahlreichen gut erhaltenen und typisch Schindel gedeckten Häusern aufwartete.
Danach ging es durch teils dichten Nebel, aber auf eisfreier und recht leerer Autobahn zurück nach Düsseldorf. Als uns dort das graue und regnerische Wetter empfing, waren wir froh, den Kurztrip ins „Winterwunderland“ gemacht zu haben!
Christian